Krebserkrankung, wie fing es an?

Krebserkrankung Beginn

Krebserkrankung Anfang zum Tiefpunkt

Ob ich von einem Anfang überhaupt sprechen kann, ist schon schwierig. Denn eigentlich gehen die meisten Menschen (wie ich auch) zum Arzt oder zum Heilpraktiker, wenn Symptome da sind. Und zwar Symptome, die man nicht mehr übersehen kann. Ich brauchte dazu sprichwörtlich die grobe Kelle, um tatsächlich von einer schweren Erkrankung und nicht von „Befindlichkeitsstörungen“ auszugehen. Doch bei allen körperlichen Problemen darf für den Beginn wohl das Mentale oder Seelische nicht vergessen werden, von dem ich kurz berichten möchte.

Anfang des Jahres (2022) war mein Vater gestorben. Ein sehr einschneidendes Ereignis in meinem Leben. Auch wenn ich in den letzten Jahren gar nicht mehr soviel Kontakt zu meinem Vater hatte, so war ich ihm doch innerlich verbunden. Und er mir. 

Daneben gab es noch eine Zahl wirklich anstrengender oder bedrückender Ereignisse, deren Schilderung vermutlich in einem Blog zu weit führen würden. Bekannte hatten sich sehr lange bei uns zu Hause einquartiert und es gab – wer hätt’s gedacht – Reibereien. Die Corona-Zeit hatte große psychische Belastungen mit sich gebracht – im Grunde ein nicht zu gewinnender Kampf um Deutungshoheit und Gesundheit (und inzwischen sehe ich es so, dass ich Kämpfe, die nicht zu gewinnen sind, besser gar nicht führen sollte…). Politisch war ich stets sehr interessiert und hatte immer mal erwogen, mich öffentlich zu engagieren, doch haben sich die Vorzeichen hier soweit geändert, dass ich solche Ideen inzwischen vollständig ad acta gelegt habe.

Eigentlich hatten wir dieses Jahr eine etwas entspanntere Osterzeit geplant, in der ich mich von vermeintlichen Gallen- und Magenproblemen endlich erholen sollte, die sich seit dem Tod meines Vaters immer weiter verstärkt hatten. Mehrere Therapeuten hatten mir Diäten (Haferschleim, keine Reizstoffe wie Kaffee) und diverse pflanzliche Mittel verordnet. Ich selbst nahm etwas Homöopathisches dazu und fühlte so etwas wie ständig eingeklemmte Rippen. Zwei Ärzte hatten mich untersucht, auch mit Ultraschall, hatten aber nichts „Gravierendes“ festgestellt – sie vermuteten Gallensteine und Magenschleimhautentzündung.

Krebserkrankung Anfang: Gelbsucht

Doch es kam dann alles anders. Krasser. Ostersamstag zeigte sich eine Gelbsucht. Tags zuvor waren meiner Frau schon gelbe Skleren aufgefallen – also das Weiße im Auge war gelb. Dann war auf einmal morgens der ganze Körper gelb. Ich war alarmiert. Meine Nichte, selbst Ärztin, bat mich nun doch etwas dringender ins Krankenhaus in Euskirchen, in dem sie arbeitet. Die Ärzte dort stellten zunächst fest, dass alle Blutwerte mächtig durcheinander waren und ein Ultraschall zeigte zwar eine inzwischen wieder entleerte und damit unauffällige Gallenblase – aber auch einen Schatten dahinter. Ein Schatten. Das Wort gruselte mich schon beim ersten Hören. Das sofort durchgeführte CT ergab dann die Bestätigung des Verdachts – ein Tumor von stattlicher Größe, hinter Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse. Dieser Tumor drückte alles ab. Nerven und Blutgefäße, Leber und Galle, Pankreas und Aorten. Die Milz war gestaut. Die Verdauung grauenhaft. Abgenommen hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 10kg. 

Meine Frau weinte den ganzen Tag. Ich selbst war wie vor den Kopf geschlagen und wachte von da an mehr oder minder Tag und Nacht in aussichtsloser Düsternis. 

Ich muss dazu sagen, dass ich sehr christlich erzogen bin und auch, wenn ich mit der katholischen Kirche innerlich gebrochen habe, so konnte ich den Glauben, der mir dort vermittelt wurde, die Spiritualität, nie aufgeben. Viele Male hatte ich in meinem Leben die Ostertage schon mit dem Auferstehungs- und Heilungsgedanken verbunden. Doch zu diesem Osterfest schien alles anders.

Ich war so tief gesunken, körperlich und seelisch so fertig, dass ich in einer Osternacht das Bild hatte, an einer Art Klippe oder Grenze zu liegen. Am Rand, der den Übergang bedeutet, vom physischen Leben zu etwas anderem. Ich lag da und konnte mich nicht rühren. Ich war nicht imstande, mich von diesem Rand wegzubewegen oder hinüber zu gehen.

Ich hatte einfach keine Kraft mehr, mich überhaupt zu bewegen. Und ich hatte vergessen, wie es geht, einen Schritt zu tun. Auch nur einen einzigen Schritt, ins Leben. 

Ich weiß nicht, wie lange ich in der Dunkelheit gelegen habe.

Aber irgendwann stellte ich fest, dass der Rand sich entfernte. Dass ich mich irgendwie doch bewegte, zum Leben hin. Aber es fühlte sich mehr an, als ob etwas mich bewegte, eine verborgene Kraft.

Von diesem Moment an begann mich eine tiefe Dankbarkeit zu durchströmen und tut es auch jetzt immer, wenn ich daran denke.

Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, aber ich konnte nicht mehr mit einem „Gott“ des alten oder des neuen christlichen Testamentes sprechen. Vielmehr schien der Kontakt zu den indischen Gottheiten oder den buddhistischen hergestellt. Seitdem begleiten mich die Trimurti, häufig als Brahma, Shiva und Vishnu beschrieben. 

Zwei Tage oder drei musste ich, und meine Frau natürlich auch, noch diese furchtbare Dunkelheit und Ungewissheit der Diagnosezeit durchschreiten, was für ein Krebs mich denn ereilt hatte. Doch dann kam die erste positive, fast erlösende Nachricht, dass es sich um Lymphom handelte. Eine Form des Krebses, die als heilbar gilt. Wir schöpften Hoffnung und von da an ging es wieder aufwärts, wenngleich sehr mühevoll.