Glaube, Hoffnung, Rudern und – Liebe

Glaube, Hoffnung, Rudern und - Liebe

Darf ein Heilpraktiker krank werden?

Diese Frage hatte ich vor einiger Zeit gestellt.
Es sollte dabei nicht darum gehen, ob das grundsätzlich möglich ist, sondern ob die vielen Gedanken für die Gesundheit anderer nicht auch für den Heilpraktiker (kurz HP) selbst gelten müssten und eben „Aushängeschild“ für seine Tätigkeit sind. Oder eben auch nicht. Wenn’s bei ihm selbst nicht klappt, warum dann bei anderen?

Seltsamerweise würde diese Frage einem Arzt vermutlich nicht so gestellt werden.

Das wirft eine weitere spannende Frage auf, nämlich: mit welcher Erwartung geht ein Patient zum Arzt oder zu einem HP? Könnte es sein, dass es für den Arzt die Einstellung ist, eine Krankheit oder Symptome zu kurieren und für den HP, insgesamt für Gesundheit zu sorgen?
Und was ist da der Unterschied?
Und wir gehen davon aus, dass es bei der Medizin ja „nachweislich“ klappt, denn sie ist ja wissenschaftlich nachgewiesen. Und bei der Naturheilkunde hoffen und glauben wir, dass alles gut wird.

Was unterscheidet Schulmedizin und Naturheilkunde?

Doch wollte ich jetzt nicht zu sehr ins Philosophieren kommen über die Unterschiede der Behandlungsansätze – sie sind auf jeden Fall gewaltig und bedürfen noch einiger weiterer Gedanken – an anderer Stelle. Auf eine ganz kurze Version gebracht würde ich sagen, dass es bei der Schulmedizin um die Behandlung von Symptomen einer Krankheit geht (Schmerzen an einer bestimmten Stelle, Übelkeit, Durchfall, Fieber, Blutungen, Verletzungen etc.). Selbstverständlich gehört beim Heilpraktiker auch die Behandlung der Symptome dazu (zumindest einiger der aufgezählten). Aber es geht eben auch darum, den Patienten, der kommt, als Mensch zu sehen mit Sorgen und Nöten und einem Leben, das ihn zu der jeweiligen Erkrankung gebracht hat.

Mir ging es bei der Frage aber persönlich erst einmal darum, dass ein Arzt oder auch ein Heilpraktiker selber krank und damit vom Behandler zum Patienten werden kann. Von einem Augenblick auf den anderen – mit der Mitteilung der Diagnose. Ein „Rollenwechsel“ ungeahnten Ausmaßes.

Klar versucht der eine wie der andere, der Arzt wie der HP, seine gewohnten Gedanken zur Heilung anderer Menschen nun auch auf sich selbst anzuwenden, doch das ist nicht so einfach.

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Liegt die eigene Erkrankung überhaupt im eigenen, bisherigen Behandlungsfeld?

Das ist die erste Frage, die ich mir stellte. Oder stammt sie, die Erkrankung, aus einer völlig anderen Ecke? Tja, das musste ich dann schon einmal für mich mit einem klaren Nein beantworten, nicht der eigene Erfahrungsbereich, denn ich hatte nicht einen einzigen Krebsfall, den ich als Therapeut homöopathisch oder psychologisch begleitet hätte. Ich wusste also überhaupt nicht, was auf mich zukommt.

Sind die bekannten oder auch anerkannten Naturheilverfahren imstande, Krebs zu heilen?

Das war die zweite Frage, die ich mir stellt. Können Akupunktur, Homöopathie, Bioresonanz oder Ayurveda das Problem beheben? Gibt es genügend Beispiele oder Studien dazu? Gibt es einen Kollegen/eine Kollegin, die sicher genug sind, eine Heilung hinzubekommen? Auch das musste ich für mich erstmal beantworten, dass ich es nicht sicher (genug) wusste. Auch wenn ich tatsächlich eine Reihe von homöopathischen Kollegen habe, die Krebsfälle sehr erfolgreich begleiten (auch ich habe später eine gute Begleitung erfahren dürfen). Sicher gibt es viele Studien zur guten Begleitung, aber aufgrund der gesetzlichen Lage hat die ärztliche Behandlung bei uns unabdingbar Vorrang und die Naturheilkunde darf nur begleiten. Und welcher Behandler würde in so einem Umfeld dann „nur“ naturheilkundlich behandeln?

Wie entscheiden - und zwar schnell?

Das war die dritte Frage aufgrund der fortgeschrittenen Symptome. Der Arzt aus der Onkologie erzählte mir im Brustton der Überzeugung, er hätte, wie leider nicht bei vielen Krebsarten, einen kurativen Ansatz. Er wolle mir unbedingt dazu raten. Ich musste noch einmal nachlesen, was genau kurativ bedeutet. Es heißt, einen heilenden Ansatz, also einen Ansatz, der den Krebs eliminiert und nicht wiederkommen lässt. Damit ist man wieder gesund. Sprich: kuriert.

Ich wog Akupunktur, Homöopathie, Ayurveda, Sauerstoff und sogar Hanf/ Cannabis gegen die Aussage ab. Und war dabei immer noch geschockt von der Diagnose. Sie traf mich wie ein Hammer. Ein Freund beschrieb: die Krankheit hat Dich angefallen wie ein wildes Tier…

Was ist das Beste?

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Ein kurativer Ansatz

Ich überlegte nicht lange, denn auch aus meiner Erfahrung aus vielen hunderten Patientengesprächen schafft es die Schulmedizin zwar sehr erfolgreich, bestimmte Symptome zu bekämpfen, doch selten kann man dann wirklich von Heilung sprechen. Eher von einer Art Verbesserung oder eben Lebenserhaltung. Was selbstverständlich in vielen und vor allem schweren Fällen für einen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Alles oder Nichts bedeuten kann – Leben oder Nichtleben (wir wollen nicht wieder Shakespeare bemühen). Also wenn sie ausnahmsweise in meinem Fall fast versprechen konnte, zu heilen, erschien mir das der sicherste und vernünftigste Ansatz – die seit zwanzig Jahren ziemlich erfolgreich betriebene, doch gleichwohl beängstigende Chemo-Therapie.

Gewonnen hat - die Liebe

Womit sich, was aber nicht mehr Gegenstand dieses Posts sein soll, eine Reihe weiterer Fragen eröffneten – denn – ein Heilpraktiker, der sich nun vollständig in die Hände des schulmedizinischen Systems begibt? Das war spannend und erschreckend zugleich. Denn ich war der Meinung – bestimmt geht beides und am besten Hand in Hand. Warum denn nicht?
Tja, das kann vielleicht später noch erörtert werden, denn ich bin bei diesem Unterfangen gekentert und wieder zurückgekentert, wollte fliehen und konnte nicht, wollte mich arrangieren und gewann, wollte mich wieder arrangieren und verlor, glaubte und war verwundert, hoffte und ruderte. Gewonnen hat bei allem und wie es immer im Universum ist – die Liebe. Die Liebe zum Leben, zu meiner Frau, zu den Kindern, zu den Menschen, zu den Tieren, den Pflanzen und dem ganzen Sein ist gewachsen. Das ist das Positive an dem ganzen Schlamassel. Eine tiefe Verbundenheit mit dem Leben und Dankbarkeit, hier sein zu dürfen. Begleitet haben mich einige geradezu mystische und heilsame Musikstücke, viele aus dem Jazz (und oft von einem lieben Freund mit wundervollen Geschichten und Erlebnissen untermalt, die er oft persönlich mit den Musikern hatte). Zu einem davon nachfolgend ein Link zu Youtube…